Friedrich von Schack (1815 bis 1894)



Das erste Liebeswort

Das war der süßeste der Laute!
Sie sprach's, das erste Liebeswort;
Im Herzen nun trag ich das traute
Tiefselige Geheimnis fort.

Allein, wo berg' ich meine Wonne,
Daß ich sie wohl behüten mag?
Dein Licht verhülle, läst'ge Sonne!
Verstumme, lärmbewegter Tag!

Weltfern sei meines Glückes Fülle
Begraben, wo sie nichts verrät
Und nurdurch Nacht und heil'ge Stille
Des süßen Wortes Nachhall weht.


Trennung

Noch einen mir, der Kraft mir leihe!
Gib, Weib, bevor ich scheiden muß,
Für Leben mir und Tod die Weihe
In einem langen, heil'gen Kuß!

Laß brennend ihm von deinem Munde
Mir bis des Herz des Herzens glühn,
Und duftend glänze diese Stunde
Gleich Rosen, die auf Gräbern blühn!

Um unsre seligsüßen Schmerzen
Soll sie, und um des Abschieds Qual,
Aufflammend halb wie Hochzeitskerzen
Und halb wie Leichenfakelstrahl;

Und fern noch in der Trennung Wehe
Mir leuchte sie, wenn ich verirrt
Am Rande des jähen Abgrunds stehe
Und alles um mich finster wird.


Verwehte Blätter

Laß und fliehen, dir rings Bewachten,
Vor des Lichtes frechem Schein!
Deiner Lippen süßes Schmachten
Ist für mich, nur mich allein.

Selbst der Sterne dreisten Strahlen
Hab' ich oft gegrollt bei Nacht,
Wie sie halb das Glück mir stahlen,
Das du ganz mir zugedacht.

In das Dickicht komm, wo Eiche
Sich mit Eiche dicht verschlingt,
Und des Lichtes letzte bleiche
Helle kaum durchs Laubwerk dringt.

In der Wasserstürze Brausen,
Die geschwellt der Wetterguß,
In der Wipfel dunklem Sausen -
Dort verhallte unser Kuß.